„Man geht nicht nach dem Klettern Kaffee trinken, Kaffeetrinken ist integraler Bestandteil des Kletterns.“ Die im Kletterhallenbistro naheliegende Erkenntnis formulierte Wolfgang Güllich in der Frühzeit des Sportkletterns ebenso wie den Slogan: „Beim Klettern ist der Kopf der wichtigste Muskel.“ Dennoch trainierte er nach wissenschaftlichen Konzepten, die er mit seinen Professoren weiterentwickelte, denn „zuviel Kraft ist ein Zustand, den es beim Klettern nicht gibt“. Er kletterte jeweils die weltweit ersten Routen im Grad X (Kanal im Rücken, 1984), X+ (Punks in the gym, 1985), XI- (Wallstreet, 1987) und XI (Action Directe, 1991); kein Mensch hat mehr Schwierigkeitsgrade verschoben als der freundliche Pfälzer (Adam Ondra schaffte es zweimal, auf 9b+ und 9c).

Für die Erstbegehung von „Action Directe“ entwickelte Güllich das Campusboard und das „Niedersprungtraining“, bei dem die Muskeln zu mehr als 100% ausgereizt werden; der Routenname steht für den „Terroranschlag auf die Fingergelenke“, den dies bedeutete, in Anspielung auf die französische Terrorganisation „action directe“. Gleichzeitig war er ein Seitenhieb auf die damals weltweit berühmten französischen Spitzenkletterer wie Patrick Edlinger, Didier Raboutou (Vater von Brooke und Shawn) oder Jean-Baptiste Tribout, an denen Güllich mit seinen Spitzenleistungen vorbeizog.

Güllich unterhielt mit Kurt Albert und anderen Kletterfreunden eine Wohngemeinschaft im fränkischen Oberschöllenbach, die immer überfüllt war mit Gästen aus der internationalen Szene, die hier Unterschlupf, Info und Partner fanden. Mit „Locker vom Hocker“ an der Schüsselkarspitze-Südwand eröffneten Güllich und Albert 1981 einen der ersten Achter in den Alpen; 1988 nahmen sie mit Bernd Arnold und anderen Topkletterern an einer „Leistungsexpedition“ des DAV teil, der die erste freie Begehung der Slowenenroute (VIII) am Trangoturm (6251 m) gelang; im Jahr darauf legten sie die „Eternal Flame“ (650 m, IX-, A2 oder 7c+) nach, zusammen mit Milan Sykora und Christoph Stiegler. Ihre Kreation „Riders on the storm“ (IX, A1 oder 7c+), 1991 zusammen mit Bernd Arnold, Norbert Bätz und Peter Dittrich am Paineturm in Patagonien eröffnet, wurde erst 2024 komplett frei geklettert. In Silvester „Rambo“ Stallones Film „Cliffhanger“ doubelte Wolfgang den Hollywoodstar. Güllich starb bei einem Autounfall, übermüdet bei der Rückfahrt von einem frühmorgendlichen Interview für den BR in München.

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Namelesstower in der Trango Gruppe / © CC BY 2.0 / Wikipedia
Kurt Albert vor seinem Zelt am Namelesstower in der Trango Gruppe / © Historisches Alpenarchiv

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