Zusammen mit Lynn Hill (* 1961) war die 1960 in Algerien geborene Catherine Destivelle lange die dominante Frau im Wettkampf- und Sportklettern: zweimal gewann sie den „Sport Roccia“ (Hill fünfmal den Rockmaster in Arco); 1988 stieg sie mit „Choucas“ in Buoux als erste Frau 8a+ (X-); Hill war 1991 die erste 8b+-Frau mit „Masse critique“ in Cimai. Und beide zogen aus ihrem Ruhm Profit, indem sie für Werbeanzeigen in betont weiblichen, auch mal gewagten Outfits posierten (viel muskulöse Haut zu zeigen, war in der Kletterszene damals üblich, der Star Patrick Edlinger machte seine free solos vor der Filmkamera in knappsten Höschen und ohne Hemd). Hills Leistung an der Nose wurde erst später richtig transparent, als nach über zehn Jahren die ersten Wiederholer bestätigten, dass die „Nose“ wesentlich schwieriger war als die später eröffneten Freiklettereien der „Huberbuam“ am „Big Stone“.
Catherine Destivelle hatte im Bouldergebiet Fontainebleau das Klettern gelernt, in den Alpen war sie groß geworden; so kam sie auch wieder zum Bergsteigen zurück und machte zwischen 1992 und 1994 als erste Frau Winter-Solobegehungen der Nordwände von Eiger, Matterhorn (Bonattiroute) und Grandes Jorasses. Mit Jeff Lowe gelang ihr die zweite freie Begehung der Slowenenroute am Trangotower, an der Dru-Westwand eröffnete sie im gesicherten Solo in elf Tagen eine neue Route (800 m, VIII, A5). Sie wurde ausgezeichnet mit dem „Ordre national du Mérite“, mit dem Orden der Ehrenlegion, dem King-Albert-Award, dem Paul-Preuß-Preis und mit dem piolet d’or für ihre Lebensleistung.
Vielleicht trug das in den 1980er-Jahren aufkommende Wettkampfklettern mit geschlechtsgetrennten Wertungen dazu bei, dass Frauen mit ihren Leistung berühmt werden konnten. Vorher waren sie oft als Anhängsel und Nachsteigerin ihres männlichen Partners missachtet worden, „Damentour“ war quasi ein Schimpfwort. Und das, obwohl es immer wieder starke Frauen in der Geschichte des Alpinismus gab, wie etwa Paula Wiesinger (1907-2001), die auf Augenhöhe mit den Männern unterwegs war und gemeinsam mit ihrem Mann Hans Steger den belgischen König Albert I. beim Klettern führte: „Isch jo gleich, ob dr Hons vorgeaht oder i“.
2025 ist das „Gender Gap“ beim Sportklettern und Bouldern auf eine Stufe geschrumpft: Brooke Raboutou kletterte „Excalibur“ (9b+, Männer max. 9c), Katie Lamb boulderte „The dark side“ (8C+, Männer max. 9A) – und Babsi Zangerl war der erste Mensch, der mit „Freerider“ (900 m, 7c+) eine Route am El Capitan flashen konnte.

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